Kommentar: Berliner Kunstmesse art forum setzt 2011 aus!

Verbaselt – Ein Kommentar über das Ende des art forum

Die Kunstmesse art forum machte Ende Mai einen heimlichen Abgang von der Berliner Kunstmarkt- Bühne.

Ohne große Fanfare verkündete die Messeleitung den Rückzug aus dem Kunstmessegeschäft schlicht im Schlußsatz ihrer nüchternen Pressemitteilung. Auf der Homepage lief währenddessen der Ticker weiter: Noch 135 Tage bis zum nächsten art forum.

Wären da nicht die großen Zukunftspläne und vollmundigen Versprechen der neuen Leitung aus Basel gewesen, hätte sich vielleicht wirklich niemand über das Ende einer höchstens mittelmäßig erfolgreichen Kunstmesse gewundert.
Die Schweizer Peter Vetsch und Eva-Maria Häusler kamen vor zwei Jahren von der erfolgreichen internationalen Kunstmesse, der Art Basel, nach Berlin um dem 1996 gegründeten art forum zu internationalem Format zu verhelfen.

Sammler mit dicken Geldbörsen wollten sie nach Berlin locken und die Messe wieder attraktiv für die hiesigen Galerie-Schwergewichte machen, die das art forum in den letzten Jahren geschnitten hatten und ihre Kohle lieber auf internationalem Parkett verdienten.
Der neue „clean chic“ der Messearchitektur sollte ein bisschen Glanz nach Berlin bringen und das VIP-Verwöhnprogramm ein bisschen Größe.
Natürlich war halb Berlin pünktlich zum Champagner-Empfang da. Aber hinter vorgehaltener Hand wurde über das art forum als ungeliebte Messe getuschelt.

Vielleicht passt das klassische Messe-Format wirklich nicht zu einer Stadt, die wie Berlin lieber arm aber sexy ist und sich mit dem Ruf der unangepassten Kunstmetropole vermarktet.
Dennoch. Ist es nicht eine verpasste Chance, eine funktionierende, wenn auch nicht supercoole, Messe abzusägen? In Kunstkreisen geht reihum ein müdes Schulterzucken. Es gibt andere Pläne für Kunstmessen in Berlin und andere Interessengruppen.

Schaut man zurück konkurrierte in den vergangenen Jahren keine der Satellitenmessen, ob Berliner Liste oder Preview, so sehr mit dem art forum, wie die abc (art berlin contemporary). Von den gleichen Prestige-Galerien ins Leben gerufen (u.a. Neugerriemschneider), die auch das „Gallery Weekend“ im Frühjahr organisieren.

Statt Messehallenarchitektur mit teuren Verkaufsständen bietet die abc dem verwöhnten Publikum eine Kunstschauatmosphäre. Das art forum reagierte darauf und ging im vergangenen Jahr mit der abc eine Partnerschaft ein. In diesem Jahr wollten die beiden Kunstmessen fusionieren, wobei das art forum in den Szenekiez Mitte ausgelagert werden sollte. Doch Ende Mai wurden die Verhandlungen abgebrochen, heißt es in der Pressemitteilung.

Wollte das art forum nicht genug auf die Forderungen der abc-Macher eingehen? Oder wollten die fünf Platzhirsche von der abc das art forum einfach schlucken? Platzte der Messeleitung der Kragen? Man hört nicht viel. Aber einiges weist darauf hin. Etwa der resignierte Abgang durch die Hintertür von Peter Vetsch im April.

Unter dem verwaisten Verhandlungstisch liegt nun das abgelegte art forum. Doch eins ist klar: eine neue Berliner Kunstmesse nach klassischem Format wird es vielleicht nie wieder geben. Ob das gut oder schlecht für Berlin sein könnte, ist ein Thema das diskutiert werden sollte.

Laila Niklaus

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