Ansichten: Based in Berlin

Berlinische Galerie: Simon Fujiwara

Simon Fujiwara, Phallusies

Huch, so ein großes Ding!

Die Mixed-Media Installation „Phallusies“ (An Arabian Mystery, 2010) des britischen Künstlers Simon Fujiwara füllt die für „Based in Berlin“ zur Verfügung gestellten drei Räume der Berlinischen Galerie im wahrsten Sinne des Wortes voll aus.

Die Installation dokumentiert mit Baustellengerät, Video- und Fotomaterial sowie Aussageprotokollen von Bauarbeitern, wie unter den Fundamenten eines Museumsgebäudes irgendwo in der arabischen Wüste ein gewaltiger Phallus entdeckt wird. Das steinerne Artefakt verschwindet dann allerdings spurlos. Ein erotischer Krimi in Arabien?

Die Wahrheit legt Fujiwara in die Hände des britischen Ausgrabungsteams. Die vier raubeinigen Zeugen der Entdeckung rekonstruieren nicht nur die Geschichte des Funds, sondern bilden auch den meterlangen Phallus samt Wüstenstaub nach.

Ausgangspunkt für die Arbeiten von Fujiwara sind als Drehbuch geschriebene Schilderungen aus realen und fiktiven Archiven. Am Ende fragt sich der Besucher, ob die Arbeiter überhaupt einen Penis entdeckten, oder nicht etwa doch nur eine Säule?

Der 1982 in London geborene Fujiwara führt mit seiner amüsanten Inszenierung die britische Kolonialsicht auf die Welt ad absurdum und hinterfragt den Einfluss individuellen Erlebens auf das kollektive (Menschheits-) Gedächtnis.

Laila Niklaus (Tip, Heft 14/2011)

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